On the road with Élouise – reloaded: Heidelbergblues
Wir gingen hinaus aus dem Feld, dorthin, wo die Stadt ihre Spuren verwischt hatte wie die Buchstaben einer mit Tinte geschriebenen Schrift. Die Stadt hatte sich abmontiert, ihren Standort verlagert. Was blieb, war der helle Zug ihres Namens auf einer schmutzigen Wand. Kein Licht war zuvor unter die Buchstaben gedrungen.
Erst als die Stadt fortging von hier mit jedem Buchstaben ihres Namens, hat sie ihn auch hinterlassen, wie ein Tattoo aus Regen und Licht. Wir standen stumm an diesem Ort, weil wir seine Traurigkeit spürten und seine Schönheit, die kantig und sperrig war. Die Stadt war weitergezogen, ins Zentrum hinein, wo sie Besucher empfing und Besucherinnen, historisch und begehrt war, bewohnt wurde, gekauft.
Hier draußen suchte kaum jemand nach ihr. Die verlassenen Gebäude, die ihren Schattennamen trugen, wurden nachlässig verwaltet. Hier ruhten Busse aus und Lastkraftwagen, auf ihrem Weg in die Stadt oder aus ihr hinaus, wenn sie von dort gekommen waren. Wir mochten diesen verlassenen Raum, Zwischenraum, der am Rand war und doch dazu gehörte. Auch wir ruhten gerne aus an unbehausten Orten, an denen die plaudernde Gegenwart schwieg und die Vergangenheit leise erzählen konnte. Zumindest, wenn man still war wie Élouise und ich.
(Dies ist ein Remake eines alten Beitrags aus meinem Blog On the road with Elouise 97)
Liebe Maja,
Dein Beitrag rührt an. Er spricht zu mir, wie ein Schatten meiner eigenen Vergangenheit, jene als ich noch in Heidelberg studierte. Und ich kenne diese Orte, die sich uns scheinbar entziehen, in Bedeutungslosigkeit vergehen. Traurig für die Stadt. Sie kann ja nichts dafür, dass wir sie hier an diesem Ort verschmähen. Was bleibt ihr anderes als sich uns zu erinnern?
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Danke dir für deine schönen Worte, Sprudelwasser (was für eine schöner Name!). Manche Orte verschwinden ja auch tatsächlich während der Arbeit des Schreibens, so dass wir uns selbst fragen, ob es sie gegeben hat.
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Wie schön, einmal wieder mit Élouise auf poetische Wanderschaft gehen zu können!
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Ja, ich könnte mich auch wieder daran erinnern.
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Daran gewöhnen, meine ich.
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sehr schöner text – melancholisch, atmosphärisch. spricht mich sehr an.
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